Material

Walk – besonderer Stoff für besondere Mode

Walk­stoffe sind in Lein­wand- oder Köper­bin­dung gewebte Tex­ti­lien, deren Ober­flä­chen durch Walken (Drü­cken, Schie­ben, Stau­chen, Pres­sen und Kneten in warmen, schwach alka­li­schen oder sauren Bädern) so ver­filzt werden, dass die ursprüng­li­che Web­bin­dung kaum noch oder gar nicht mehr zu erken­nen ist. Im Gegen­satz zum Filz wird jedoch geweb­ter Stoff ver­ar­bei­tet. Bis ins 19. Jahr­hun­dert wurden Walk­stoffe Tuch genannt.

Man unter­schei­det zwi­schen tra­di­tio­nel­len und moder­nen Walk­stof­fen:

Zu den tra­di­tio­nel­len Walk­stof­fen zählen bei­spiels­weise Vadmal oder auch Kläde aus dem skan­di­na­vi­schen Raum oder Wal­klo­den (auch Trach­ten­lo­den) aus den Alpen­län­dern. Broad­cloth – das tra­di­tio­nelle und lange Zeit euro­pa­weit erfolg­reich gehan­delte breite Tuch Bri­tan­ni­ens findet heute fast aus­schließ­lich bei Out­door-Beklei­dung Ver­wen­dung. Uls­ter­tuch hin­ge­gen kommt aus Irland und ist ein kräf­ti­ger, grob­fä­di­ger Man­tel­stoff aus ein­far­bi­gen oder melier­ten Woll-Streich­gar­nen.

Zu den moder­nen Walk­stof­fen zählen bei­spiels­weise Walk­frot­tier und Jan­ker­stoffe, deren fla­nell­ar­tige Gewebe in Lein­wand- oder Köper­bin­dung aus Wolle, Baum­wolle oder Vis­kose bestehen. Woll­jan­ker werden typi­scher­weise gewalkt und leicht ange­raut, andere erhal­ten Stri­ch­ap­pre­tur. Perlé hin­ge­gen ist ein dicker, stark gerau­ter Streich­garn­stoff mit klei­nen Flo­cken­per­len auf der rech­ten Seite. Ein wei­te­rer moder­ner Walk­stoff ist bei­spiels­weise Arra­ché, ein gewalk­ter, dicker Flausch mit wirrer Ober­flä­che.

Eigen­schaf­ten

Einst von den Tiro­ler Berg­bau­ern ver­wen­det, um sich vor Wind und Wetter zu schüt­zen. Später als Janker und Jacken ver­ar­bei­tet. Heute tra­di­tio­nell und modern, von Desi­gnern zu Mützen, Puls­wär­mern, Taschen und vielem mehr ver­ar­bei­tet. Oder wie von Ute Bastin zu Wohl-fühl-Teilen“, die Körper und Seele schmei­cheln…

Walk aus reiner Schur­wolle wärmt bei Kälte und kühlt bei Wärme. Er ist stra­pa­zier­fä­hig, schmutz­ab­wei­send, pfle­ge­leicht und knit­ter­frei und bietet dabei eine hohe Elas­ti­zi­tät und Bewe­gungs­frei­heit.

Funde aus alpi­nen Glet­scher­re­gio­nen bei­spiels­weise bele­gen ein­drucks­voll, dass die gescho­re­nen Vliese von Scha­fen, Ziegen und Wild­tie­ren heute noch voll gebrauchs­fä­hig wären und zum Teil immer noch wun­der­bare Farben auf­wei­sen. Daraus lässt sich der hoch­qua­li­ta­tive Roh­stoff des Walk­stof­fes sehr gut erse­hen.

Her­stel­lung

Die gespon­nene Wolle wird gestrickt, gekocht und zum Teil mecha­nisch bear­bei­tet (gepresst) und somit ver­filzt. Der Stoff ver­än­dert dabei seine Ober­flä­chen­struk­tur, seine Dichte und seine Eigen­schaf­ten. Das Aus­gangs­ma­te­rial schrumpft dabei bis zu 50 Pro­zent in Länge und Breite. Nach dem Trock­nen und Aus­rüs­ten des Walk­stof­fes und dem soge­nann­ten End­fi­nish ent­steht ein sehr stra­pa­zier­fä­hi­ger und ange­nehm zu tra­gen­der Stoff, alles aus reiner Schur­wolle.

Kaschmir

Kaschmir­garne (engl.: Cash­mere) werden aus der wei­chen Unter­wolle oder dem Flaum der Kaschmir­ziege gewon­nen, deren Fasern mit Durch­mes­sern von 19 bis unter 12 µm (=Mikro­me­ter = 1 Mil­li­ons­tel Meter) beson­ders fein sind.

Die auf­wän­dige Gewin­nung der Kasch­mir­wolle (siehe Her­stel­lung) macht die Kasch­mir­wolle zu einer der wert­volls­ten, aber auch teu­ers­ten Natur­fa­sern. Zur Sen­kung der Mate­ri­al­kos­ten wird Kasch­mir daher häufig mit ande­ren Fasern gemischt. In Deutsch­land muss ein aus­schließ­lich mit Kasch­mir“ bezeich­ne­tes Pro­dukt einen Anteil von min­des­tens 85% an Kaschmir­fa­sern beinhal­ten. Waren mit Kaschmi­ran­teil“ soll­ten einen Min­dest­ge­halt von 14,5% an Kaschmir­fa­sern auf­wei­sen. Nur Waren höchs­ter Güte aus reiner Kasch­mir­wolle dürfen die Bezeich­nung 100% Kasch­mir“ tragen.

Kasch­mir zählt auf­grund seiner Fein­fa­se­rig­keit zu den Edel­wol­len mit extrem guten Wär­me­rück­hal­tungs­ei­gen­schaf­ten und gerin­gem Eigen­ge­wicht.

Her­stel­lung

Die Her­stel­lung oder besser Gewin­nung der Kasch­mir­wolle geschieht wie folgt: Die Gat­tung der schlapp­oh­ri­gen, gehörn­ten Kaschmir­zie­gen mit ihren etwa 20 Rassen kommt in den Farb­schlä­gen weiß, grau, braun oder schwarz vor. Sie zählt zur Fami­lie der Haus­zie­gen, einer Unter­art der Woll­zie­gen. In ihrer Heimat wird Kasch­mir­wolle seit unge­fähr 1.000 v. Chr. zu hand­werk­li­chen Pre­zio­sen ver­ar­bei­tet. In Deutsch­land ist sie erst seit dem 18. Jahr­hun­dert bekannt. Ursprüng­lich ist die Kaschmir­ziege in den Land­stri­chen des Hima­la­yas und dem Pamir­ge­birge auf Höhen von bis zu 5.000m (in der Region des ehe­ma­li­gen Fürs­ten­tums Kasch­mir) behei­ma­tet.

Der welt­weit mit Abstand qua­li­ta­tiv wie quan­ti­ta­tiv füh­rende Pro­du­zent von Kasch­mir­wolle ist daher bis heute China. Wei­tere wich­tige Erzeu­ger­län­der sind die Mon­go­lei, Nepal, Pakis­tan und der Iran. Es finden sich jedoch auch große Zucht­far­men in Aus­tra­lien, Neu­see­land und Schott­land. Die dort gezüch­te­ten Arten lie­fern haupt­säch­lich weisse Wolle, die sich später gut ein­fär­ben lässt.

Die Jah­res­pro­duk­tion an Kasch­mir­wolle eines Tieres beträgt nur ca. 150 Gramm und wird einmal jähr­lich im Früh­ling mit dem natür­li­chen Fell­wech­sel der Kaschmir­zie­gen durch Kämmen oder Her­aus­zup­fen aus dem Unter­fell, in Indus­trie­staa­ten auch durch Sche­ren, gewon­nen. Im Nach­gang wird die Flaum­wolle dann maschi­nell von Ober­haar und Ver­un­rei­ni­gun­gen gerei­nigt, die Fasern jedoch per Hand farb­lich sor­tiert.